2000-2001Gedicht

Gedicht und Limerick – Schaffensphase Juli – August 2000






Eine einmalige Wanderung durchs Feuchtgebiet

Moorlandschaft?
Heidelandschaft?
Feuchtgebiet!

Da, wo keiner
sie vermutet.

Ein Sandgemisch
Eine Schlammschlacht,
die von der Natur
ausgerichtet wird.

Seltenes Schauspiel
der Naturkräfte.

Hier kommt viel zusammen,
das sich in einem Gebiet vereinigt.

Eine neue Natur-DNA entsteht,
ein genetischer Code,
ein Plan der Naturevolution,
der hier Tag für Tag neu geschrieben wird.

Eine Wanderung durch das vergänglich Schöne
Eine Reise durch selbst verändernde Natur
Wege der genetischen Evolution

Den Plan der Erde hautnah miterleben,
das formende Wasser ansehen.
Der Natur bei der Arbeit zuschauen
und Zeuge eines natürlichen Schauspiels werden.

Einmalige Gelegenheit gewaltige Kräfte
beim Formen und Graben,
beim Spülen und Ändern,
beim Schieben und Fluten zuzusehen.




Drehungen am Betonwerk

Weiße Berge
Künstlich aufgetürmt
Eine Bergspitze,
die schnell
das Zeitliche segnet.

Abgebaut!
In den Förderturm gefallen

Ein Mischprozess,
der niemals stillstehen darf.
Auf einer Drehung,
folgt eine Drehung.

Eine Industriewelt,
die nie zum Erliegen kommen darf,
die den Stillstand scheut,
die die Bewegung niemals aufgeben kann.

Eine Welt im Kleinen.
So wie die große Welt.
Ein Industriependant,
das sich um sich selbst dreht.

In 24 Stunden um die eigene Achse,
so rotieren die Mischer,
unaufhörlich, unerbittlich weiter.

Auch im LKW,
geht es so weiter.
Eine Armada
an Fahrmischern.




Todesbotschaft in der Telefonzelle

Wer nichtsahnend den Hörer hebt
und beim dem ersten Satz erbebt,
wer innerlich zusammenzuckt
und erstmal kräftig schluckt,
der hat eine Todesdrohung erlebt!




Zwei Inseln auf ewig verbunden

Zwei Inseln
mitten in Paris,
untereinander verbunden
nur durch eine Brücke.

Die östlichere, die vornehmere,
einem schwimmenden Wohnviertel gleicht sie,
nur eine Hauptstraße.
Auf der Hauptstraße träumerische Ruhe,
die Metropole weit weg.

Die westlichere ist öffentlicher,
Verwaltung, Polizei, Gerichtsbarkeit, ein ehemaliges Gefängnis.
Sie sonnt sich im Glanz des Wichtigen.

Wie wäre es
die Brücken zu kappen?
Die Inseln sich selbst zu überlassen?
Sie zu sich kommen zu lassen,
vom ewigen Touristenstrom.

Traumhafte Ruhe.
Gelassenheit.
Schwestern unter sich,
umspült vom ewigen Lauf der Seine.




Der Erfolg des Stadtstrandes

Stadtstrand
für Daheimgebliebene,
für Angereiste,
eigens, von weit her.

Buntes Treiben.
Farbige Tupfer.
Sand auf Asphalt.
Verkehr gebannt.
Strand auf grauem Land.
Palmen zwischen Laternen.
Meeresrauschen im Kopf.
Flüchtige Träume –
träumerische Fluchten.

Blaue Fahnen
künden
von der trügerischen
Freiheit auf Zeit.
Oberhalb der Köpfe
Stadtverkehr,
umdeklariert
zur Brandung.
Holzterrassen,
Picknicktische,
Sonnenschirm:
die Strandillusion
beinahe perfekt.

Standliegen blicken auf die Seine.
Weiße Stadtkörper
ausgestreckt,
in Gedanken weit weg.
Der Ort bleibt gleich.
Neue Illusion
im Sandstaub,
der in Seine hinabrieselt,
fortgetragen
ins richtige Meer.




Pünktlichkeit ist eine Tugend

Wer immer zu spät erscheint,
ist des Tugend Feind.
Wer die Zeit nicht einhält,
manchen stark verprellt,
hat die Höflichkeit verneint.




Der gigantische Glaspalast

Mächtige Glaskonstruktion
aus vergangener Zeit.
Immense Kuppel,
riesige Freitreppen.
Zu Schauen genutzt
bis heute.
Zu Gast
die Kunst,
die Mode,
die Technik,
der Sport.

Raum für Kreativität.
Dekor wechselt,
Mode auch,
Begeisterung bleibt,
ehrliches Staunen.
Welche Ingenieursleistung!

Bis heute benutzt,
oft bedroht.
Gebraucht, gebraucht, gebraucht!
Keine Neuheit.
Das große Palais erhaben.
Es ist Grand,
materiell und ideell.

Zeugnis der Belle Epoque.
Fortschritt, Aufbruch, Technik,
Huldigung ans Große!
Kathedrale der Eitelkeiten!




Überwachungsdrohne aus großer Höhe

Hoch oben im Kleinen
sieht man alles im Großen.
Mit Zoom-Faktor,
der alles heranbringt.

Wie ein Vogel,
der gleitet
und alles begleitet
mit wachsamen Augen
und scharfen Krallen.

Drohne, die alles verändert,
das alte Gleichgewicht
vollkommen stört.

Nichts bleibt unbeobachtet,
denn alles wird immer betrachtet.
Zoom-Augen im Dauerrausch




Die phantastischen Watts Tower

Surreale Türme
Unwirkliche Geschöpfe
Traumhafte Stadtberge
Spitze Eisenzylinder,
die in den Himmel bohren.

Eine Verkettung von Metall
Zusammenschluss von Ausschussware
Ein Stadtkunstwerk,
wie es auf der Welt,
nur einmal entstehen kann.

Turm für Turm,
erbaut mit eiserner Disziplin.
Zusammengehalten
Selbst nach Erdbeben:
Die Türme sie stehen immer noch.




Die versteckte Theaterbibliothek

Winzig klein. Versteckt
in Ecke des Parc Palais-Royal.
Unscheinbarer Eingang,
schmal, schwarzes Gitter, verblendetes Glas.
Tür aufgestoßen, Räumlichkeiten auf zwei Etagen.
Freundlicher Empfang.

Holzstiege hinauf,
Bestellung aufgegeben,
warten.
Gespannt
Schätze sichten.
Schreiben, abschreiben, verdichten.
Ein Tisch für alle Gäste,
eng, stickig, urgemütlich.
Ein Erlebnis.

Die Bibliothek der Comédie unbekannt,
nur wenigen bekannt,
allgemein verkannt.
Sie steht dem Théâtre gegenüber.
So prunkvoll die Comédie –
so unscheinbar ihr Gedächtnis.
Völlig zu Unrecht.




Die Spiele in der Stadtarena

Vergangene Zeiten
Vergangene Spiele
Die Zeit ist abgelaufen.
Endgültig für immer?

Eine Halle verliert
ihren Status
ihren Wert
ihre zukünftige Geschichte.

Unverwechselbare Begegnungsstätte
Ganz eigener Charakter

Manches Sportwunder
nahm hier seinen Lauf.

Muhammad Ali boxte hier.
Kampf um den Titel
Krieg zu zweit
Angezogene Massen
Publikum wie gebannt und besessen

Glanz vergangener Spiele
Eine Arena kommt in die Jahre.
Ein Sportforum
verliert den Sport.

Zurück bleiben nur Steine,
in Kreisform errichtet,
Zeugen vergangener Sportereignisse.




Das Befestigen des Kruzifixes

Das ging richtig fix,
das Anbringen des Kruzifix.
Es ist nun befestigt,
der Urheber begünstigt,
ihm geschieht künftig nix.




Ein gemütliches Bistro

Restaurant an der Ecke.
Gemütlich.
Rot-weiß karierte Decken,
kleine Tische,
urige Ecken.
Die Karte ist deftig.
der Süden lässt grüßen.
Cassoulet eine Spezialität.
sehr zu empfehlen.

Hier taucht man ein
ins französische Leben,
ins französische Streben
nach Perfektion
für den Gaumen.

Es ist immer voll.
Die Mundpropaganda läuft wie toll.
Amerikaner, Deutsche, Chinesen,
ein jeder will hier sein gewesen.
Und sie alle haben Recht!
Bon appétit im siebten arrondissement!
Et, à bientôt?




Bedeutung des beredten Schweigens

Das Gold liegt im Schweigen?
Aber nur, wenn man
sich darauf verständigt hat.

Antwort durch Nichtssagen,
Nichtssagende Erklärung:
Zwei Seiten einer Medaille!

Das Schweigen als neues Reden?
Manch Satz sagt mehr,
als tausend Bilder.

Doch wer noch nie
hat geschwiegen,
der wird die Bedeutung
der Worte nicht aufwiegen.




Volleyball im Sportcenter

Tribüne über Tribüne
Reihe um Reihe
Zuschauermaximierung
Hier im Sportcenter

Alle Augen
gerichtet auf den Ball.

Das Netz als Mitte,
trennende Grenze,
heiß umkämpfter Hälften.

Die Menge tobt,
beim nächsten Ballwechsel.
Scharfer Auftakt,
einer harten Partie.

Doch ein Zuschauer,
der schaut nicht hin.
Unbeteiligt,
so wirkt er.

Er schaut auf,
genau auf die Fensterfläche.
Im Dunst da zeigt es sich:
Stadtsilhouette in voller Pracht.




Der Zauber des Geigenspiels

Ein Musiker, der nicht ist feige,
entscheidet sich für die Geige.
Die ist zwar schwer zu erlernen,
man kann sich leicht von richtigen Tönen entfernen,
doch der Geigenzauber geht nie zur Neige.




Klassische Exotik

Mitten im eleganten achten arrondissement,
aus dem Nichts,
am Fuße des Hügels.
Aus den Stadthäusern sticht
chinesische Pagode.
Rot, schwarz, braun,
fremde Architektur.
Exot unter Klassischen.
Erbaut von reichem Chinesen,
erhalten, gepflegt.

Beherbergt
privates Museum
für asiatische Kunst
nebst einer Kunstgalerie.
Ansehnliche Kollektion
aus Büchern, Katalogen,
Objekten und tausenden Fotos.

Heute wie damals: kurios
und einfach: famos.




Die geschlossene Metrostation

Brav warten sie
vor dem Eingang.
Geschlossen.
Untergrundrachen gesättigt.
Zu viele Passagiere
schon verspeist.
Verdauung abwarten.
Wenn wieder ausgespien,
an anderem Schlund
in der Stadt,
öffnet sich der Rachen,
treten alle ein
ins Untergrundreich.

Eine illustre Gesellschaft,
Zeitvertreibe
unterschiedlichster Art:
Posieren für ein Foto,
Umherhüpfen,
Stadtbetrachtungen,
Sekundenschlaf
vor hektischer Stadtkulisse.

Rachenöffnung:
Kreischen, Rattern,
Fahrtwind.
Es geht hinab
ins Reich der Metro.
Alle trippeln mit.




Wenn die Erde bebt und grollt

Ein kurzes Erdbeben
und es trifft jeden.
Einige Sekunden reichen
und das mühsam Erbaute muss weichen.
Nun heißt es Trümmer beseitigen und fegen.




Alltag mit Schusswunden

So manche Schießerei,
sie endet hier:
Im Martin Luther King – Spital.

Das Ende eines Konflikts
Straßentragödien
Namenlose Rächer
Mörder hinter Masken
Fliegende Kugeln
Zerschossene Körper
Kampf ums Weiterleben

Hier landen sie alle,
von Ärzten umsorgt,
die alles geben,
bis zum Schluss,
auch wenn das Ende bitter wird.

Morgen,
da wird es weitergehen,
genauso.




Zwei einbandagierte Hände

Wer die Hände
auf die Herdplatte legt,
der so schnell nicht mehr fegt.

Mit zwei verletzten Händen
kann man keine Crêpe mehr wenden.
Wer seine Flexibilität so verliert,
der reagiert pikiert,
wenn er seine Hände sieht, einbandagiert.

Drum sollte man besser Acht geben,
wohin man seine Hände wird legen,
denn man sollte danach streben,
nichts mehr achtlos zu verlegen.




Im Wartesaal des Todes

Mächtiges Gebäude
direkt an der Seine.
Wuchtig.
Klotzig.
Turmbewehrt,
feste Front.
Ehemaliges Gefängnis,
Wartesaal zur Guillotine.
Gefürchtet, verhasst,
Flucht unmöglich.
In dunklen Kerkern begraben,
niedrige Decken.

Beklemmend – auch heute.
Der Besucher wird schnell
zum Zeitzeugen.
Flehendes Flüstern
surrt durch finstere Gänge.
Gitterschlagen,
Kratzen, Rütteln an Stäben,
seufzen, Schreien, Flehen, Weinen,
längst verklungene Laute
wehen durch die Zeit.

Der Schrecken der Conciergerie
noch da,
noch greifbar,
noch fühlbar.
Neue Fassade –
ändert daran nichts.




Lauter scheußliche Bilder

Eine moderne Kunst-Galerie,
die besuche ich wirklich nie.
Die Bilder regen mich nur auf,
besonders bei dem Preisverkauf:
Die reinste Bizarrerie!




Der geliebte Louis Zamperini

Ein unbeugsamer Held
Ein Jahrhundert Lebenserfahrung
Ein hartes Leben,
ein schwerer Start,
Rückschläge säumen seinen Weg.
Doch Zamperini gibt nicht auf.
Das kann er nicht.

Kämpfte sich zurück,
wo andere längst aufgaben,
stand auf,
als viele liegenblieben.

Ein Märchen als Leben,
ein Schicksal als Prüfung,
ein Vorbild für viele.




Der Ahnherr der Restaurants

Der erste Gourmettempel
in der Metropole.
Der Restaurantpionier.
Ursprünglich ein Café
mit Namen Chartres.
In dieser Gestalt firmierte
es während der revolutionären Umwälzungen.
Danach konnte nichts es kleinkriegen:
Fünfzig Jahre dicht gewesen,
Anfang der Achtziger per Bombe
attackiert.

Seitjeher logiert das
unverwüstliche Restaurant
in der rue de Beaujolais.
Eine bessere Adresse
kaum denkbar.
Vor der Tür
für den Wagenmeister
stets viel zu tun.

Das Feinschmeckermekka versteckt sich
hinter weinfarbenen Gardinen.
Innen wartet ein Ambiente des
pursten Neoklassizismus.
Rottöne, Schwarztöne, Goldtöne.
Althergebrachte Rezepte
tradiert der Koch
für den modernen Gaumen.

Ein unvergänglicher Fels im Restaurantmeer,
kein kleiner Kiesel.
An ihm zerschlagen sich die Wellen,
an ihm labt sich die verzückte Gourmetjüngerschaft.




Redaktionsstreit in der Studentenzeitung

Redaktionssitzung
Streit im engen Kreise
Der USC-Skandal?
Berichterstattung?
Soll man ihn erwähnen,
oder galant schweigen?

Journalistenmeinungen,
gehen bekanntlich auseinander.
Berufsethik in der Studentenzeitung

Chefredakteur erzürnt,
der Stellvertreter blamiert.
In der Daily Trojan,
da hängt der Haussegen schief.

Die Wahrheit,
sie kommt ans Licht,
so oder so.




Munteres, englisches Pfeifkonzert

„God Save the Queen“ ertönt!
„Rule, Britannia!“ höhnt!
Diese englischen Melodien
klingen gepfiffen wie Parodien,
an die man sich niemals gewöhnt.




Die markante Ausstellung

Vergangenheitsreise
aus dem Jahr 2014
mitten hinein
in die Belle Epoque.

Gefangen von
der Jahrhundertwende
gleiten die Besucher
in der Zeit
zurück.
Explosion der Technik,
Wissenschaftsfortschritt,
ein Jahrhundert
der Möglichkeiten
tut sich
um 1900 auf.

Die Ausstellung
umfängt,
vereinnahmt.
Fotos,
Möbel,
Filme
geben den Blick
nicht mehr frei.
Das Petit Palais
selbst
ein Produkt
der Belle Epoque.
Kein besserer
Ausstellungsort
denkbar.




Wenn Microsoft sich ein Theater leistet

Eine Indoor-Bühne,
die ihresgleichen sucht.
Fünf gigantische Reihen
Zwei Etagen

Heimat der Stars
American Music Awards, ESPY oder Emmy
Stätte der Preisverleihungen
Trophäen werden übergeben
Preise wechseln den Besitzer

Scheinwelt auf dem Höhepunkt
Zenit der Inszenierung
Das Scheinwerferlicht
ist hier besonders hell.




Der bekannteste Franzose nach De Gaulle

Ein Kind des Musiktheaters,
Spross einer Künstlerfamilie.
Das Singen
entführt ihn
in Cafés,
dann in Pariser Operetten, Revues.
Der Film schloss
Fernandel in die Arme,
das Theater streckte
die Fühler aus.

Berühmtester Pfarrer der Welt
mit dem größten Filmpartner.
Der Bühnenbruder
Charlie Chaplins.
Bekannter als De Gaulle,
höchstes Lob vom
großen Präsidenten.

Strahlendes Gesicht
erleuchtet
den französischen Film
bis heute.




Ehrwürdige Tradition eines Hauses

Hat man es nur lange genug gemacht,
ändert man nichts, sonst wird Streit entfacht.
Ist die Tradition nur lange genug etabliert,
wird der Fortschritt einfach negiert.
Der Stillstand ist vollbracht!




Die verpasste Impfung

Der Termin stand schon lange fest,
doch dem Patienten schien er wie ein Test.
Spritzen sind so gar nicht seine Sache,
auch wenn er sich deswegen anhören musste so manche Lache.

Alles in ihm sträubt sich,
er schon so manches Mal sich aus der Praxis schlich.
Doch eine Impfung zu verpassen
könnte ihn aus so manchem exotischen Lande schassen.




Der nicht endende Dokumentenschatz

Eingegraben im Nationalarchiv,
Mutation zum Dokumentenmaulwurf.
Unermessliche Dokumentenflut
durch alle Regierungen, Rathäuser,
Institutionen
im Verlauf der Jahrhunderte
in die Magazine gespült.

Geheimnisse zwischen alten Blättern,
rührende Alltagszeugnisse,
begrabene Skandale.
Manche Lektüre nicht möglich,
noch verwehrt,
Dokumente noch freizugeben.

Mittlerweile
Sammelwut
auch digital.
Doch die Lust
an alten Dokumenten
durch Datei unersetzbar.
Nationalarchiv –
tiefes, tiefes Lesereservoir.




Das neue Sicherheitssystem im Rathaus

Einbrüche in das Rathaus
Der Griff in die Gemeindekasse
Eine Bereicherung auf Kosten aller
Zulasten des Gemeindewesens

Kriminelles Schmarotzertum
Wenige,
die allen alles nehmen.
Vollkommen fehlender Gemeinsinn

Dort,
wo ohnehin die Not herrscht.
Sinnlose Selbstschädigung
Sinnfreie Kurzschlusshandlung

Eine neue Sicherheitsanlage,
die hoffentlich Abhilfe schafft.
Doch Sichtweisen,
sie ändern sich dadurch nicht.
Das kann keine Alarmanlage!




Das doppelte Risiko

Wer nach der Risikoabwägung
immer noch trifft keine Erwägung,
der geht ein doppeltes Risiko ein
und steht im Totenacker mit einem Bein,
der ist von selten dämlicher Prägung.




Die Bäcker sehen bunt

Kreativ,
farbenfroh.
Die Bäcker probieren gerne
aus.
Das Traditionelle weiter,
das Neue daneben.
Die Kunden umnebelt,
vernebelt
vom betörenden Duft.
Er zieht hinein
in die Backstuben,
die längst keine mehr sind.
Verkäufer industrieller Teiglinge,
Eigenproduktionsgaukler.
Nur die Farben stimmen froh
bei diesem Betrugswerk.
Und die vielen Formen.




Ein Biotop in Reinform

Der Verwahrlosung preisgegeben.
Romantische Wildnis.
Eine Fauna kleiner Arten,
eine Flora vieler Arten
machten sich breit.
Brombeere, Efeu, Fingerhut, Holunder.
Ein Biotop.
Natur in Reinform.
Sich selbst überlassen,
wohlgeordnet im Chaos.

Pläne zur Wiedererweckung.
Doch Dornröschen durfte weiterschlafen,
herrlich vor sich hinschlummern.

Menschen nur ausnahmsweise erlaubt.
Geführt und beaufsichtigt.




Das Unwahre ist nicht immer wahr

Lüge und Wahrheit
tanzen einen ewigen Tanz,
aneinandergekettet,
verdammt sich immerzu
im Kreis zu drehen.

Unwahrheiten täuschen,
Lügen verletzen,
Wahrheiten heilen
so manche Ungerechtigkeit.

Endloser Kampf
Bis ans Ende der Zeiten.
Die Gefechte schwer,
die Siege hart erringt,
manchmal Zweifel
um den gezahlten Preis.




Das neue Europa

Man achtet die Region
und stärkt zugleich die Union.
Die Länder arbeiten zusammen,
Alleingänge will man verdammen,
zusammenwachsen soll die Euro-Nation!




Die billige Rotlichtmeile

Träume der Nacht:
im Lichte banal.
Jeden Abend entzünden sie
die Hoffnungen Dutzender.
Geschäfte, Clubs, Kinos.
Traurige Aneinanderreihungen
der industriellen Liebe.
Im Zentrum,
Boulevard de Clichy,
seit Jahrzehnten
die Rotlichtmeile.

Zuhälter wechseln,
das Geschäft bleibt.
Die Enttäuschung bleibt,
eine banale Entzauberung,
spätestens am nächsten Morgen.

Doch Clichy bleibt
eine Nachtgröße
im Nachtleben
der traurigen Art.




Die Entwidmung einer Kathedrale

Stolze Kirchengänger
waren einst hier
und bildeten die Basis.

Jeden Sonntag
immerzu
verlässliche Besucher.

Unzählige Gebete
In den Himmel gestoßen.
Ein leises Flehen immerfort

Doch Zeiten ändern alles
und auch die Kathedrale.

Entwidmung als Zäsur
Ein Schock als Reaktion
Die Kirche als stumme Zeugin,
des eigenen Niedergangs.




Legendäres Ziffernblatt

Zwei Uhren außen,
eine Uhr innen.
Den Zugtakt angeben,
den Besuchstakt angeben.

Bahnhofsuhren,
Museumsuhren.
Die Zeit steht still.
Vor einem Impressionisten.
Vor einer Plastik.

Die innere Uhr
setzt aus,
ihr Pendel
schwingt
ins Leere.

Wieder Blick zum
legendären Ziffernblatt.
Die Zeiger der Vergangenheit,
Ziffern der Gegenwart.
Wohin transportieren sie uns?




Der pittoreske Ententeich

Direkt hinter dem Deich
gibt es einen schönen Teich.
Eine Ente schwimmt darin umher
und genießt das schöne Flair,
schließlich ist es ihr Reich.




Weihnachten auf Romanisch

Romanische Weihnacht,
keine germanische Explosion,
vereinzelte Nischen
in der Hauptstadt
muten weihnachtlich an.
Auf dem Kommerzweihnachtsmarkt
an den Champs-Elysées
kommt keine Stimmung auf.

Auf einigen Plätzen,
in einzelnen Straßen,
in vergessenen Schaufenstern,
leuchtet wahrer Weihnachtsglanz,
glänzen Kinderaugen
im Kerzenwiderschein.




Die Hafenarbeiter streiken verbissen

Keine Verladung
Keine Verschiffung
Im Hafen,
da geht gar nichts mehr.

Ein Stillstand in Container-Terminal-Hafen
So etwas gibt es sonst nie.
Ungewohntes Bild
Eine ungewöhnliche Leere

Eine Ruhe, die einkehrt,
in einen Ort,
der einfach keine Stille kennt.

Und doch der Streik,
er bricht die Geschäftigkeit
und sorgt für den Gegenpol.

Erzwungenes Gegenprogramm
Und keiner weiß:
Wie lange dauert es noch?




Der benommene Bootsführer

Wer das Lenkrad durch das Steuerrad eintauscht,
der ist besser nicht berauscht.
Benommen fährt es sich nicht gut,
zu gefährlich ist die starke Flut.
Das ist nicht aufgebauscht!




Klirrende Winteraussicht

Eine klare Stadt:
grau, hellbraun,
blattleere Champs-Elysées,
der Himmel azurblau,
die Wolken weiß,
klirrend kalt,
die Luft atmet.

Der Bogen trägt
den Besucher
in kalte Lüfte.
Winteraussicht vom Triumphbogen:
schnörkellos,
weit,
auf Anfang gestellt.
Paris kommt zu sich,
sammelt Kraft,
für die mäandrische
Sommerbegeisterung,
tausend Zweige,
Millionen Blätter
verdecken das Wesentliche.

Der Winter
kehrt den Kern heraus,
kehrt das Unterste nach oben.
Den Triumphbogenbesucher
befällt eigentümliche Ruhe,
unendliche Klarheit.




Angst vor dem Verhör

Obwohl er unschuldig ist,
er Angst diesem Verhör beimisst.
Was werden sie ihm andichten?
Landet er vor den Gerichten?
Ist dies alles eine List?




Abschiedsplausch unter Freunden

Trennung der Wege,
jeder strebt in
neue Richtungen davon.
Vorher ein netter
Plausch in
trauter Runde.

Erlebnisse, Erfahrungen
ausgetauscht,
gemeinsame Erinnerungen
geweckt.
Das Treffen ruft
Kräfte wach,
beflügelt.

Lebensbatterien aufgetankt,
Ruhe im Gepäck verstaut,
in jeder sich wieder traut
an seine eigenen Schwierigkeiten heran.




Ende

© 2021 Nicolette Marquis https://www.carminis.de