2000-2001Gedicht

Gedicht und Limerick – Schaffensphase Juli – August 2001






Chaos am Großflughafen

Fliegendes Chaos
Chaos am Boden
Rollbahn blockiert?
Freigegeben!

Kontrolle versagt
Ein Zeitplan,
kaum einzuhalten,
eng getaktet
engmaschig.

Wenig Zeit am Boden,
erst wenn man abhebt,
da steht die Zeit,
wieder still.

Doch bis dahin
dauert es noch.

Ein Check nach dem nächsten,
eine Prüfung folgt der anderen.
Tausende Kontrollen von tausenden Blicken
Mahnende Worte verhallen im Lärm

Flut an Gepäckstücken
Bändigung des Chaos‘
Wie bringt man Ruhe in diese Flughölle?

Unmöglichkeit der Leichtigkeit
an einem Ort,
an dem das Abheben
einfach dazugehört.




See und Amphitheater

Sehenswürdigkeiten
In kleiner Manier
Bescheidener Auftritt
Doch große Wirkung

Ein grünes Amphitheater
So manche Aufführung
nahm hier ihren Lauf.

Akustische Schräge
Reihen gefüllt mit Ton
Aufsteigende Akklamation der Begeisterung

Daneben ein See.
Eine kleine Oase
des absoluten Friedens und der Geborgenheit.

Man vergisst vollkommen,
dass man in der Stadt ist.

Relative Zeit
Sekunden des Abtauchens
werden zu Stunden der Erholung.

Ein Parktraum
Wohlfühlpark
Ein Kurzurlaub im Paradies

Griechisches Ambiente in moderner Welt
Antike und Neuzeit
Eins geworden




Ein Kleid aus Blumen

Wer statt Stoff Blumen nimmt,
der beim Preis richtig gewinnt.
Will man die Kosten drücken,
muss man viele Blumen pflücken.
So spart man bestimmt!




Die Ruhmeshalle der Nationalhelden

Hoch erhaben
thront es
über den Dächern.
Keine Kirche,
ein Tempel
der Vernunft

Heilige Hallen
voller Stolz,
Nationalhelden,
Marmor.

Kalt, abweisend,
licht.
Wem gilt die Ehre?
Wem nicht?

Foucaultsches Pendel,
eine Goldkugel am Drahtseil
pendelt ihren Weg
durch Zahlen
und Markierungen.

Touristenstrom
ergriffen,
drinnen und droben
auf der Kuppel.

Pantheonisierung,
die höchste der Ehren
für die Kinder der Nation,
die verdienten
Denker, Entdecker, Forscher,
Politiker, Geistesgrößen –
zum Gedenken
hier versammelt
in ewiger Gemeinschaft.

Wer zahlt
den Eintritt?
Womit?
Gibt es ewigen Ruhm?




Der Hort der Eintracht

Wand aus Blech,
für Fußgänger ewiges Pech.
Eigentlich schön – riesig, groß,
monumental,
schöne Brunnen in der Lärmqual gefangen,
ihre Besucher mitgehangen.

Rätselhafter Obelisk in der Mitte,
jeden Tag um ihn 1000 Schritte.
Alle begaffen,
gleichen dummen Affen.

Abends grüßt das Funkeln
des Eiffelturms herüber.
Nachts ein Wehklagen
längst verhallen geglaubter Schreie,
der stolze Platz
ehemals ein Zentrum der großen Revolution,
dort Ort der Vollstreckung grausamer Invention.
Köpfe fielen in den Korb,
der Pöbel frohlockte,
berauscht vom Mord.

Heute ist die Place umbenannt,
nur als Platz der Eintracht bekannt.
Einträchtig hupen die Wagen,
kreischen die Bremsen,
verkeilen sich die Busse,
wo bleibt da noch Zeit für Küsse?




Kontemplation in der Bibliothek

Beim Rascheln der Bücherseiten,
beim Zeilen-Hindurch-Gleiten,
stellt sich innere Ruhe ein.
Jeder ist für sich allein,
muss geistig arbeiten.




Kaffeehausträume in Grün

Goldene Lettern
in Großbuchstaben,
mintgrüne Holzverkleidung.
Pastellfarbener Kaffeehaustraum.

Von außen erkennbar
am typischen Grün,
nicht hell, nicht dunkel.
Von innen erkennbar
am farbenfrohen Sortiment
weltbekannter Macarons.
Geheime Rezepte,
tradiert,
weltweit begehrt.

Sie strömen von weither
heran,
bleiben eine Weile,
saugen den Glanz auf,
kaufen,
tragen ein Stück des Mythos nach Hause
und essen ihn auf.

Der Genuss ist flüchtig.
Die Schachtel bleibt,
geschwungener Schriftzug.
Noch eine Weile ein schwacher Duft.
Ladurée bald wieder lockt.




Undercover im Feindesland

Feindeslinien
Dahinter versteckt er sich!
Tief im Inneren des Feindes
Im Vorhof zur Hölle

Kein sicherer Job,
ein Knochenjob,
einer der alles kostet,
aber nur wenig einbringt.

Eine perfekte Tarnung,
ja die gehört dazu.
Hat er sie vergessen,
fliegt er auf im Nu!

Ein Leben mit dem Messer im Rücken,
das mag nur wenig entzücken.
Undercover, verdeckt, versteckt!




Paradiesische Zeiten für Fußballer

Das runde Leder
Hier dreht es um sich selbst
und alles um den Ball.

South Gates Paradies für Fußballer
Ein Feld nach dem anderen
Aneinandergereihte Plätze
Grüne Spielfelder

Hier wird gekickt,
hier darf man es.
Im Sonnenlicht,
im Scheinwerferlicht,
der Ball, er rollt.

Mannschaften gewinnen,
andere verlieren.
Doch Spaß hat jeder hier
im grünen South Gate.




Ein altehrwürdiger Bahnhof

Alte Fassade,
modernes Gerippe,
Glaskuppel der Métro
zum Gruß.
Eintreten, hochfahren,
erst dann Plattform erreicht.
Richtung Gleise
gigantische Halle.
Wo ist Monets Perspektive?
Viel Phantasie,
eine Ahnung,
vielleicht,
aber nicht sicher.
Modernes hat verdrängt.

St. Lazare heute praktisch-funktional,
morgens und abends
Drehkreuz der Pendler
aus den Vororten,
graue Tristesse,
Ruhe nur am frühen Nachmittag.

Bei Sonnenstrahl – frohe Ahnung.
St. Lazare ist ewiger Durchgang.
Pendler verschwinden in Glaskugel, in Métro.
Bahnhof ungewürdigt.
Wer hat schon Zeit?




Das endgültige Zuhause der Berühmtheiten

Schauspieler
und Musiker.
Sie alle
ruhen
hier
in Frieden.

Die Namen sind bekannt.
Und doch
hier
sind alle gleich.

Der Tod als Gleichmacher
Egalitäre Gleichbehandlung,
statt elitärer Spezialbehandlung.

Auf gewisse Art und Weise
findet man hier wahre Gerechtigkeit.

Privilegien über den Tod hinaus?
Höchstens in Form eines Mausoleums!

Die Namen?
Was spielen sie für eine Rolle?
Berühmt im Tod?
Und die anderen?

Die scheinen weniger zu zählen,
waren ja auch nicht so bekannt.

Aufgehobene Ungleichbehandlung
Durch einen Fakt,
den niemand ändern kann.




Die örtliche Maurerfirma

Wer auf dem Dorf will bauen,
der muss sich schon was trauen.
Die örtlichen Handwerker
sind nicht die besten Merker.
Da muss man schon genau hinschauen!




Freie Vorlesungen für alle

Kuppel der Wissenschaft.
Nachbarin der Seine.
Pont des Arts führt
auf sie zu.

Versammlungsort
der 40 Unsterblichen.
Hort der französischen
Sprache.
Diskussion über Grobheiten
verboten,
Diskussion über Feinheiten
erhoben.

Das Institut
öffnet seine Pforten
den Wissbegierigen.
Freie Vorlesungen
für alle,
hohe Diskussionen,
nachdenken,
weiterkommen
ohne zu gehen,
es ist erhebend!

Das Institut de France einst aus Sümpfen
erstanden.
Vor ihm
Tour de Nesle,
Ort der zahlreichen Liebschaften,
später finsterer Ort.
Verbrecher aller Sorten,
dann endlich
Licht –
bis heute.




Überschätztes Lokalkolorit

Diese Heimatatmosphäre,
ja wenn ich nur woanders wäre!
Hier in den Bergen
gleicht alles allem.

Immer die gleichen Trachten
Dieselben Häuser
Identische Chalets

Ein Weg sieht wie der andere aus,
immer die gleichen Kurven, das gleiche Haus.
Egal, wohin ich mich bewege,
die Landschaft ich immer mitnehme.

Das ist es doch weit überschätzt,
vieles ist doch sofort ersetzt,
wenn man durch die nächste Gegend hetzt.




Harry-Potter-Feeling im Speisesaal

Mit Hunger betritt man ihn,
den Speisesaal.
Und bei den ersten Schritten,
so ist man verführt an ihn zu denken.

Eine Film-Assoziation,
so stark,
dass sie sich aufdrängen muss.

Ein aufgezwungener Gedanke
Eine fixe Idee
Los, wird man sie nicht.

Harry Potter scheint hier zu dinieren.
Die Große Halle in der Hogwarts-Schule
Eine eins zu eins Kopie
Das Original mit Kerzenleuchter,
hier scheint es neu erbaut worden zu sein.

Film-Feeling garantiert
Frappierende Ähnlichkeit
zweier Bauwerke.




Ein gläubiger Haushalt

Aus der Tür Messegesang schallt,
hier wohnt ein gläubiger Haushalt!
Hier wird dreimal am Tag gebetet
und das niemals verspätet.
Das moderne Leben hier abprallt!




Ein Viertel mit lateinischer Vergangenheit

Einst parlierten hier
die Gelehrten
auf Latein.
Eine kleine Schar,
Hüter des akademischen Scheins.
Keiner verstand sie;
spazierten sie durch die Straßen,
die wissenden Herren,
deren Lippen lateinische Laute entflohen.
Die anderen Pariser staunten,
manchmal raunten
hinter den Umhängen her.

Latein verschwunden.
Nimbus geblieben.
Sorbonne heute über
ganze Stadt verstreut.

Das Quartier Latin,
immer noch gelehrt,
in Reisebüchern,
auf Blogs,
in Videos.
Die Touristen stapfen tapfer durch seine Straßen.

Gelehrtes Flair?
Macht wenig her.
Kommerz.
Fastfood.
Cafés.
Restaurants.
Was blieb?
Buchhandlungen.
Und der Schein.




Abgebranntes Künstlerdomizil

Ein Schreibrefugium,
eine Insel für Feder und Kiel,
Hort der künstlerischen Produktion.

Wohnung im Stadtwohnhaus,
ein Büro im Privaten.
Rückzugsort für
Phantasiewelten.

Und Meinungswerkstatt.
Pfeile politischer Posaune
durchschneiden
den trägen Vorhang
politischen Gleichmuts.
Abgeschossen
vom Phantasierefugium.

Aufschreie.
Gegenpfeile schlagen
ein. Künstlerfassade
getroffen.
Wutsturm
schlägt um
in Feuersturm.
Flammen züngeln
um Papier und Feder.
Tod eines Schriftstellers.
Verbranntes Künstlerdomizil.




Ein Geschützturm taucht auf

Plötzlich in der Landschaft
machen wir Bekanntschaft
mit einem Geschützturm,
darauf ein kleiner Regenwurm,
mit seiner ganzen Sippschaft.




Mitten drin: Die Gated-Magnolia-Community

Aus reichen Vierteln,
da kennt man es.
Abschottung durch Geld
Abgrenzung durch Reichtum

Doch auch in Compton,
da erhält es Einzug,
dieses Kapitalismusprinzip.

Die Gated-Magnolia-Community
Exklusivität in der Armut
Gegenprogramm hinter hohen Mauern
Das Geld, baut ein Viertel.

Bedenkliche Entwicklung
Neuland in Compton
Die Schere,
sie geht weiter auseinander.




Alle Annehmlichkeiten der Zivilisation

Jahrhunderte der Zivilisation
bringen manchen Komfort.
Annehmlichkeiten sind der Lohn,
die gibt niemand mehr fort!

Fließend Wasser,
welch Erfindung!
Ohne das Nass,
hätte man keinen Spaß!
Hygiene und Trinken,
Aquädukte, Brunnen und Bäder,
nur so baut man Städte auf.

Errungenschaften,
die das Leben ermöglichen,
die es perfektionieren.
So kann man die Scheu
vor der Zukunft verlieren.




In der Sommerschwüle

Die Metropole
ist leer
an Einwohnern.
Die Metropole
ist voll
an Touristen.
Leere – Fülle,
widerstrebend,
gleichzeitig existent.

Stadt, die schläft.
Stadt, die wacht.
Für alle:
flirrende Hitze,
heiße Bürgersteige,
drückende Schwüle.
Kein Lüftchen
auf den Straßen,
auf den Avenues.

Kühle Oasen
in den Parks.
Schattiges Glück,
Ferienmomente.
Über allem wacht
unverändert
die große Dame
aus Stahl.




Auf allen Schlachtfeldern der Welt

Bei Schlachtfeldern der Welt
sieht man nicht viel, was einem gefällt.
Meist gibt es keinen Sieger,
viele verletzte Krieger
und manche schwer entstellt.




Rudernachmittag auf dem See am Pazifik

Ein See am Meer
Kleines gegen großes Gewässer
Milde Sonne,
die das Boot erwärmt.

Ein Ruderer,
der zieht seine Bahnen
und hinterlässt seine Spur.

Sie zerfällt im Wasser,
verschlungen vom See,
eine Spur,
die verschwindet für immer.

Kein Überbleibsel mehr zu sehen,
Verfolgung ausgeschlossen.
Die Wellen schlagen und zerfallen,
die Oberfläche gleicht es aus.




Die unvergängliche Kathedrale

Auf der Insel
lebt eine herrliche Kathedrale.
Unverwüstlich,
ehrfurchtgebietend.
Jahrhundertelang
betraten,
verließen
Tausende von Menschen
den gotischen Bau.

Ein unvergleichliches Morgenstrahlen,
die gigantische Rosette zaubert
einen bunten Farbreigen
auf den Kirchboden.

Der Besucher,
gering an Größe,
unbedeutend angesichts der Pracht.
Er kommt sich komisch vor
angesichts der schweren Steine,
die schon so lange hier leben.




Gute Studienbeziehungen nach China

Der chinesische Drache
und der Golden State,
sie finden zueinander.

Passen beide
denn wirklich zusammen?
Unterschiede nicht zu groß?

Das findet man nicht.
Kooperation
Zusammenarbeit
Man schreitet
gemeinsam voran.

Kritik bleibt nicht aus.
Spionage
Menschenrechte
Diktatur

Doch Wirtschaft siegt,
das Geld regiert,
auch an der Uni.




Kaffeeflecken auf der schmucken Uniform

Die schöne Uniform
entspricht nicht mehr der Norm.
Mit einem dicken Fleck
verfehlt sie ihren Zweck
und das sogar enorm!




Regen auf der Ringautobahn

Stete Bindfäden
auf der Fahrbahn.
Dunkelheit
senkt sich
auf die Autokette
vorne gelb,
hinten rot.
Hupen geifern,
Stoßstangen knirschen,
nichts geht
auf der Ringautobahn.

Regnerischer Stau,
verregneter Stau,
der Kreis schließt sich,
niemand entkommt.

Der Abend
ist gelaufen,
festgefahren
im rot-gelben Kreis
der Ringautobahn.




Die fünf silbernen Zylinder

Ein architektonischer neuer Pfad,
der hier beschritten wurde.
Man geht einen neuen Weg,
den sonst zuvor noch keiner gegangen.

Im Westin Bonaventure Hotel,
da wird Extravaganz
nach außen gekehrt!
In neuen Dimensionen
In größeren Sphären

Hauptzylinder
hält vier Außenzylinder
Silberne Röhren im Wind

Schwindelerregende Höhe,
eines verrückt-genialen Baus.

Der Aufzug eine Sensation!
Mit ihm genießt man einen Blick,
den man nur selten hat.

Spielball einer Zylinderform
Fünf Röhren gen Himmel
Downtowns Markenzeichen
Unumstößliches, silbernes Denkmal




Ein Leben in Unordnung

Ein aufgeräumtes junges Mädchen
bringt ihr Leben
in gewollte Unordnung.

Sorbonne-Absolventin
allererster Güte, ENA-Studentin
höchsten Ranges.

Lehrerin ohne Begeisterung,
Schriftstellerin aus
Berufung.
Existenzphilosophie
in Literaturformen gießen.
Politischen Aktivismus
zelebrieren.
Simone de Beauvoir,
Café de Flore-Meisterin
mit Intellektuellennetzwerk.




Ein Segeltörn fällt ins Wasser

Ist das Wetter erst mal schlecht,
ist man schnell des Ufers Knecht.
In See sticht man nicht,
man bleibt an Land, ganz schlicht,
bis der Sturm sich abschwächt.




Die operative Einweihung

Taktische Operationen über die gesamte Welt verstreut,
keine Aufgabe, die diese spezielle Firma scheut.
Sie weiht ein ihr neues Gebäude,
alle Mitarbeiter in heller Freude.

Um wie viel leichter wird ihre Arbeit erst sein,
wenn ihnen von ihren neuen Büros aus, die Welt scheint so klein?
Sie wollen sich messen an den großen Krisen.
Man kann sie zu Recht bezeichnen als Sicherheitsriesen.




Im Bus durch die Stadt gondeln

Gemächlich auf dem Touristenbusdach
die Avenue Kléber entlangkarriolen.
Pause.
Vorlassen der Staatseskorte,
neugierige Blicke.
Wie famos!
Zu beiden Seiten im Sandsteinhimmel.

Vom Dach aus rauscht
der Verkehr leise.
Freundliches Winken
an die Fußtouristen.
Blaue Himmelskuppel wölbt
sich über die Leichtigkeit
des Seins.
Der genüssliche Biss
in die knusprige Baguette.
Hoffentlich dauert die Eskorte noch lange!
Die Pause
ermöglicht einen gründlichen
Busblick von oben,
höchster Genuss
für die geplagten Touristenfüße.

Gemütlich gleitet
das Busschiff weiter
durch den Pariser
Verkehrsstrom.
Entspannungsziel, die Place du Trocadéro.




Ein Stadtviertel als Gang-Territorium

Gekapert von Gruppen
Gewaltbereit und brutal
Ein Viertel muss herhalten,
als Opfer dranglauben.

Gang-Gebiet
Da bleibt kein Platz
für friedliche Worte
und gute Absichten.
Auch kein Platz für schöne Vorgärten
und schmucke Tennisplätze.

Stimmung verfinstert
Atmosphäre vergiftet
Viele leiden
Wenige herrschen despotisch

Ein Despot
Stürzen muss man ihn.
Doch wer soll es machen?




Auffallen um jeden Preis

Wer immer die Aufmerksamkeit sucht,
der führt ein Leben ganz verflucht.
Der richtet sein Leben nach anderen Leuten
und wird ihnen niemals etwas bedeuten.
Den trifft diese Erkenntnis mit voller Wucht!




Die unvergänglichen Rosen

Ein Rosenhain
Rosarot, korallenpink.
Die Nummer 5 kämpft an
gegen Grau, gegen Tristesse.

Rosen blühen lang,
kehren wieder
leuchten treu.
Rue Taclet, ein Rosentupfer,
einsam in der kurzen Straße,
aber beständig.

Altmodische Straßenlaterne
gegenüber
neckt die Rosen nachts,
hält sie vom Schönheitsschlaf ab.

Morgens springen die Blüten auf,
tanzen mit den Sonnenstrahlen um die Wette.
Ein kleiner Garten
voller Liebesgrüße.
Es grüßt rue Taclet
mit romantischem Gruß.




Rätselhaftes Achteck

Eine Weinbruderschaft.
Marketingtruppe des vierteleigenen Tröpfchens.
Trachten rot wie der Wein,
gold- und silberverziert überdies.

Sie residiert im Achteck
neo-renaissancehafter Art
in der rue Norvins.
Ein verschwiegenes Örtchen,
gut für Komplotte, zum Schmieden
von hochfliegenden Plänen.

Ein Großmeister
umzingelt von seinem Rat.
Mit eiserner Hand
im Samthandschuh
Kämpfen sie für den Montmartre-Wein,
der einst verschrien.
Die Mannen im Kostüm
des Gestrigen
kämpfen für die Zukunft
der Montmartrer Weinkultur.
Ungemein erfolgreich.




Die geheimen Mithörer lauschen

Ihre Ohren sind weit offen,
auf pikante Details sie hoffen,
im Geheimen hören sie mit,
speichern so manchen Gesprächsmitschnitt.

Nie geht ihnen die Lust aus,
Lauschangriffe sind ihnen kein Graus.
Die Technikexplosion eröffnet ihnen Möglichkeiten,
auf der Lauschwelle immer weiter zu gleiten.




Die Gegengewichtsfalle am Sockel

Ein eitler Gockel
pfuschte am Sockel.
Da fiel die Statue um
und zerbrach recht dumm.
Er stand daneben wie ein Trottel!




Qualen des Modeirrsinns

Schönheit leidet,
in Paris besonders,
hohe Schuhe tödlich
in der hektischen Hauptstadt.

Doch der Modekampf tobt
ständig an neuen Ufern,
wer ruht,
treibt ab,
geht unter.

In die High-Heels geschlüpft,
satinblau,
durch Paris gehüpft.
Das Selbstbewusstsein dankt,
die Füße krank.

Modeirrsinn gedeiht
munter vor sich hin.
Ein netter Virus,
von Generation zu Generation
weitergegeben.
Die elegante Pariserin lebt!




Die Wächter der goldenen Drachen

Am Eingang
da wachen sie
mit finsterem Blick,
wild fauchend,
die Flügel gespreizt.

Zwei goldene Drachen
Rechts und links
Sie bilden ein Spalier.

Bereit loszufliegen
Eindringlinge im Blick
Fest fixierende Wesen
Mythische Portalwächter

Wächter Chinatowns
Glücksbringer
Machtdemonstration
Traditionserhalt
Feuer spien sie nie.




Fragen am regnerischen Nachmittag

Was tun?
Regen, graue Trübnis.
Unsichere Schritte
in den Jardin du Luxembourg.
Bei Regen? Falsche Wahl?

Weiterlaufen, warmwerden,
mit dem Regen, mit der Trübnis.
Wenig Leute, viel Sicht.
Glitzernde Rasenfläche,
nasser Blumenozean.

Die Sonnenstrahlen brechen durch,
das Grau verscheucht.
Der Regen blieb nicht lang,
wir indes schon.




Eine miefige Kammer zum Übernachten

Hier kann man nur die Augen schließen
und ausgiebig den Schlaf genießen.
Fürchterlich sieht es hier aus,
da möchte man einfach nur raus.
Missmutige Gedanken sprießen!




Palaisparade und Architekturgenuss

200 Meter reiht sich
Palais an Palais,
Schätze aus dem 19. Jahrhundert.
Eigenwillige Fassaden,
Kapriolen,
Architekturfantasie.
Vielförmig,
vielgestaltig,
ein Reichenkunterbunt.

Kunstgenuss pur
auf offener Straße,
es glotzt sich leicht,
es staunt sich schwer,
die Straße Fortuny,
ein Freilichtmuseum,
Architekturgenuss
für Kenner.




Letzter Ankerplatz für Queen Mary

Eigentum von Cunard Line
Das bekannte Passagierschiff
Es hat seinen
letzten Platz gefunden.

Ein würdiger Ort,
um zu altern.

Vom Transport zum Hotel
Eine neue Funktion
Ein neues Kapitel
Queen Mary wird gebraucht
Umwandlung geglückt
Die Geschichte wird weitergeschrieben

Der Meerestraum,
er ist noch nicht zu Ende.
Vielleicht hat er
gerade erst,
so richtig begonnen.




Nur ein satter Hund ist ein guter Hund

Hat der Vierbeiner gut gefressen,
ist er auf Menschenbeine nicht versessen.
So gibt er eine Zeitlang Ruh
und kaut auf seinem alten Schuh,
den Jagdtrieb ganz vergessen.




Glückliche Kindergesichter auf dem Karussell

Es dreht.
Kinder im Freudentaumel,
der Welt entrückt.
Für einige Minuten
auf ihrem eigenen Orbit,
sie kreisen
ein ums andere Mal,
eine Ewigkeit
dreht sich
das Karussell,
sie wollen bleiben
dem Pferd,
der Kutsche
treu bleiben.
Das Winken genießen,
den Moment der Freiheit,
den Eltern stolz
zulächeln,
seht her! ich kann es,
ich drehe mich allein.

Die große Eiffeldame
lächelt herab,
so viele hat sie gesehen,
sich glücklich drehen,
Jahre später wiederkommen
den eigenen Sprössling
auf das Pferd heben,
in die Kutsche setzen.
Das Drehen fasziniert.
Das Drehen beruhigt.
Das Drehen zieht an.
Ein ungefährlicher Rausch
am Ufer der Seine.




Bis zur Halskrause im Wasser

Wenn einem das Wasser bis obenhin steht,
man spätestens dann Gott anfleht.
Befindet man sich in den schlimmsten Fluten,
wird man anfangen zu bluten.
Das Schicksalsrad: Es dreht!




Die Gunst des gewandten Gesprächspartners

Kluge Worte verlassen seinen Mund,
machen jede Diskussion schnell rund,
zu jedem Aspekt ein Kommentar,
zwitschert der rege Gesprächspartner schneller als ein Star.

Übung in der Rhetorik macht den Meister,
alles andere ist nur klebriger Gesprächskleister.
Erlangt man die Gunst des Rhetorikgenies
kommt einem niemandem mehr fies
auf dem glatten Rhetorikparkett,
auf dem es heißt: Sei möglichst kokett!




Ende

© 2021 Nicolette Marquis https://www.carminis.de